Reise ins unbekannte Togo

Auch wenn die Reise zu unserem CVJM-Partnerverein UCJG Togo schon einige Wochen zurückliegt, muss ich immer wieder an das Erlebte zurückdenken. Unsere Truppe war bunt durchmischt, wir hatten gemeinsam viel Spaß und konnten uns gegenseitig bereichern. Mit unterwegs waren Reinhard (unser Organisator), Paul, Friederike, Klaus-Dieter., Martina und ich, Sebastian.

 

Mich hatten die Geschichten von den Freiwilligen aus Togo, die für ein Jahr bei uns waren, wie Arnold, Lederh und Pascaline und auch von denen, die schon einmal auf so eine Besuchsreise nach Togo mitgefahren sind, neugierig gemacht, sodass ich selbst erleben wollte, wie die Menschen in Togo leben und arbeiten und wie das Land funktioniert. Ich wollte erfahren, wie die Menschen dort denken, was sie antreibt und wie sie ihren Glauben leben.

 

Bevor es dann wirklich losging, war ich doch etwas ängstlich, wegen der persönlichen Themen, die ich ungelöst zurücklassen musste und wegen des Unbekannten, das mich in Togo erwarten würde. Als wir dann im Flugzeug saßen, konnte ich es trotz aller Sorgen kaum erwarten, endlich zu landen. Vor unserer sechsköpfigen Reisegruppe lagen knapp zwei Wochen voller ungewohnter Dinge und neuer Begegnungen.

Am Flughafen in Lomé wurden wir von bekannten Gesichtern erwartet. Arnold, Gérard und Pascaline waren gekommen, um uns zu begrüßen. Die ersten zwei Tage verbrachten wir im CVJM Lomé und lernten die verschiedenen Arbeitsbereiche dort kennen. Es war interessant zu sehen, wir Gérard und seine Kollegen den CVJM in Togo leiten. Diese erste Zeit war für uns auch gut, um uns an die Gepflogenheiten und das Essen in Togo zu gewöhnen. Und das war ab und an eine echte Herausforderung für den europäischen Magen, denn ohne „scharf“ geht dort gar nichts.

 

Von Lomé aus ging es weiter nach Bagbé, ins „Storkow“ des CVJM Togo. Von dort aus haben wir einen Ausflug in ein Jugendcamp und zu einem Landwirtschaftsprojekt gemacht, die Gegend erkundet und uns auf unseren vorbestehenden Arbeitseinsatz vorbereitet. Hier trafen wir auch die deutschen Volontäre, die wenige Tage vorher ihr Auslandsjahr beim CVJM Togo begonnen hatten. Gemeinsam mit ihnen kamen wir nach einer abenteuerlichen Fahrt zum Ende der ersten Woche in Sokodé an und wurden auch dort herzlich von den CVJM‘ern mit einer großen Begrüßungsrunde inklusive Rede des ansässigen Vereins-präsidenten empfangen.

 

Wir hatten uns vorgenommen, bei dieser Reise den Aufbau eines neuen Jugendzentrums in Sokodé zu unterstützen. Dank unserer Sponsoren-Aktion konnten wir notwendiges Kapital für die Arbeiten mitbringen, aber das sollte nicht alles gewesen sein. So fuhren wir mit musikalischer Begleitung in unserem kleinen Bus auf die Baustelle. Dort, wo später das Haus stehen sollte, war bei unserer Ankunft ein Feld. Unsere Aufgabe war es, eine Mauer zur Einfriedung um das Grundstück herum zu bauen. Das ist in Togo der erste Schritt, damit die restlichen Arbeiten und das Baumaterial später geschützt sind. Es war sehr interessant, mit einfachsten, selbst hergestellten Werkzeugen und selbst geformten Steinen eine Mauer und später das Jugendzentrum zu bauen.

 

Auch haben wir noch viele weitere Orte besucht. Wir waren in einem Gesundheitszentrum, wo uns das ganze Dorf mit offiziellen Reden und Tanzen begrüßte. Wir haben ein Gefängnis in Sokodé besucht und sind dort auf ganz andere Zustände gestoßen, als wir es erwartet hätten. Dort müssen die Familien Ihre inhaftierten Angehörigen mit Essen versorgen, damit sie nicht hungern müssen. Wir haben bei einem Häuptling gespeist und wir haben den dynamischen, jungen CVJM-Ortsverein in Kara besucht. Dort hat mich tief beeindruckt, wie viele junge Menschen mit großer Leidenschaft für den CVJM tätig sind. Viele von ihnen haben selbst noch keine eigene Perspektive für ihr Leben und trotzdem vermitteln sie ihren Mitmenschen Hoffnung und Perspektive in ihrem Land und ihrer Stadt.

 

Auf unserer Reise haben wir  an Wasserfällen und im Atlantik gebadet, über das vielfältige und manchmal skurrile Angebot auf den Märkten gestaunt, neugierig vielfältige Getränke und Speisen probiert und nachts in einer Bar in die Sterne geschaut.

Es hat uns fasziniert, wie die Menschen ihren Unterhalt mit einfachen Mitteln und Tätigkeiten verdienen. Wir mussten uns an den entspannten Umgang mit Zeit gewöhnen. Manchmal lagen wir nicht nur Stunden, sondern Tage hinter dem Zeitplan.

 

Am meisten bewegten mich die Begegnungen mit vielen und so verschiedenen Menschen. Die Bauarbeiter, die sich jeden Morgen auf uns und unsere Hilfe freuten, die Kinder, die uns den ganzen Tag bei der Arbeit zuschauten. Ein junger Bauarbeiter, der wahnsinnig stolz auf sein 25 Jahre altes AC/DC T-Shirt ist. 50 Kinder, die sich als Spielzeug einen alten Motorradreifen mit einem Stöckchen teilten und ihm jauchzend hinterherliefen. Eine alte Frau, die meine Hände in die ihren nahm und sich einfach freute, mich zu sehen, obwohl wir uns noch nie begegnet sind oder die Menschen in dem Gefängnis, die trotz Überlebenskampf eine tiefsitzende Lebensfreude ausstrahlen.

 

Dieser Aufenthalt hat in vielen Punkten mein Denken verändert und mich bereichert. Man kann auch mit wenig materiellem Besitz von einer tiefen Lebensfreude erfüllt sein und Gott dienen. Man muss nicht darauf warten, dass bestimmte Bedingungen erfüllt oder dass bestimmte Eigenschaften oder Materialien zur Hand sind. Wir können jetzt und sofort anfangen, anderen Menschen und damit Gott zu dienen.

Ich freue mich schon auf die nächste Reise zu einem unserer Partnervereine.

 

Sebastian Mix