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Was beschäftigt Junge Erwachsene in Berlin?

Das ist Thema dieses Anzeigers und das hat mich auch die letzten vier Jahre als Leiterin des „Y not“ beschäftigt. Was brauchen sie und welche Antworten haben wir als CVJM darauf?


Mitte Januar werde ich den Staffelstab der Y not-Leitung an Max Finzel weiterreichen und bin froh, ihn bereits seit mehreren Wochen an meiner Seite zu haben und einarbeiten zu dürfen. Das gibt mir viel Zeit, zu reflektieren und auf die vergangene Zeit zurückzuschauen. Manchmal nimmt man im Alltag ja gar nicht mehr wahr, was sich alles verändert hat.


Mit einer Handvoll Junger Erwachsener haben wir uns damals auf den Weg gemacht, die oben genannten
Fragen zu beantworten. Es wurde recht schnell klar, dass sich Junge Erwachsene zunächst einmal einen Ort wünschen, an dem sie sich zuhause fühlen und wohin sie Freunde einladen können. Viele WGs, Studentenzimmer oder die erste eigene Wohnung sind oft klein und die Stadt wirkt groß, manchmal anonym und unübersichtlich. Da tut es gut, irgendwo anzukommen, Kontakte zu knüpfen und ein zweites Zuhause zu finden, wo man seine Freunde treffen kann, Platz für Spieleabende, Geburtstagsfeiern, Popcornkino, Gespräche am Abendbrottisch oder Arbeitstreffen hat. Aber nicht nur der Raum an sich ist wichtig, zum Zuhause wird er dann, wenn man ihn mitgestalten kann. So haben wir damit angefangen, unsere Räume zu renovieren und von den Jungen Erwachsenen gestalten zu lassen, auch einen neuen Namen haben sie gewählt. Das „Y not“ entstand.


Da musste ich auch lernen, mich manchmal zurückzunehmen. Nicht alles muss mir gefallen. So ist es auch mit dem Programm. Ernst genommen fühlt man sich, wenn man nicht nur mitgestalten kann, was ich als
Leitung gut finde, sondern wenn man selbst gestalten kann, sich ausprobieren, verwirklichen kann. Da war dann von der Lichtinstallation mit elektronischer Musik zum meditativen Chillen über die Youtube-Show, bis hin zum Lobpreisabend, Karaokeparty, Brunch und Bibel, Volleyball, Silvesterparty oder Abseilen vom Dach alles dabei. Vieles haben wir ausprobiert, einiges ist gut gelungen, anderes weniger. So manches ist geblieben, anderes hat sich verändert. Es war herausfordernd, anstrengend, bewegend, inspirierend, spannend und schön. Gott hat jeden von uns begabt und das Nutzen dieser Gaben bringt auf so vielen unterschiedlichen Wegen Segen. Es macht uns zufrieden, hilft anderen, dient der Gemeinschaft. 

 

Und ich bin froh, Teil dieser Gemeinschaft zu sein und zu bleiben. Denn wohin wir auch gehen, bleiben wir doch eins in Gott. 

 

Als Referentin für die Arbeit mit Geflüchteten im CVJM-Ostwerk gehe ich natürlich erst einmal gar nicht so weit weg und wir werden uns so schnell nicht aus den Augen verlieren. Dennoch bin ich auch ein wenig wehmütig. Denn in so einem Zuhause, da wird man zur Familie. Und neben allen Programmen erinnere ich mich vor allem an die vielen Gespräche über – im
wahrsten Sinne des Wortes – Gott und die Welt. Beim Essen, an der Bar, Stunden nach der eigentlichen Bibelarbeit, bei Spontanbesuchen in meinem Büro oder in der Bahn auf dem Weg nach Hause haben wir unsere Freude über gelungene Abende geteilt, Probleme gewälzt, gelacht und auch manchmal geweint, Leben geteilt. Danke dafür!


Aus dieser Gemeinschaft ist viel gewachsen, mehr Leute sind gekommen, viele Sprachen werden gesprochen, wir haben unterschiedliche Kulturen kennengelernt, sind gemeinsam gereist, haben uns für und in der Stadt engagiert und ich bin gespannt, wie es mit dem Y not weitergeht.


Eine Sache, die mir persönlich auch weiterhin sehr am Herzen liegt, ist jungen Menschen eine Stimme zu geben. Eine von vielen Möglichkeiten dazu ist der Dichterasse Poetry Slam. Den werde ich nach wie vor
ehrenamtlich betreuen und moderieren.


Auch wenn wir uns also womöglich auch weiterhin über den Weg laufen, so möchte ich mich doch als
Leitung vom Y not verabschieden, mit einer Feier am 12. Januar ab 20:00 Uhr im Y not, zu der ihr alle herzlich eingeladen seid!

 


Petra Lampe