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Reise ins unbekannte Togo

Auch wenn die Reise zu unserem CVJM-Partnerverein UCJG Togo schon einige Wochen zurückliegt, muss ich immer wieder an das Erlebte zurückdenken. Unsere Truppe war bunt durchmischt, wir hatten gemeinsam viel Spaß und konnten uns gegenseitig bereichern. Mit unterwegs waren Reinhard (unser Organisator), Paul, Friederike, Klaus-Dieter und ich.


Mich hatten die Geschichten der Freiwilligen, die für ein Jahr bei uns waren, wie Arnold, Lederh und Pascaline und auch derer, die schon einmal auf so eine Besuchsreise nach Togo mitgefahren sind, neugierig gemacht, sodass ich selbst erleben wollte, wie die Menschen in Togo leben und arbeiten und wie das Land funktioniert. Ich wollte erfahren, wie die Menschen dort denken, was sie antreibt und wie sie ihren Glauben leben.


Bevor es wirklich losging, war ich doch etwas ängstlich wegen der persönlichen Themen, die ich ungelöst zurücklassen musste und wegen des Unbekannten, das mich in Togo erwarten würde. Im Flugzeug sitzend, konnte ich es trotz aller Sorgen kaum erwarten, endlich zu landen. Vor unserer sechsköpfigen Reisegruppe lagen knapp zwei Wochen voller ungewohnter Dinge und neuer Begegnungen. Am Flughafen in Lomé wurden wir von Arnold, Gérard und Pascaline erwartet. Die ersten zwei Tage verbrachten wir im CVJM Lomé und lernten die verschiedenen Arbeitsbereiche dort kennen. Es war interessant zu sehen, wie Gérard und seine Kollegen den CVJM in Togo leiten. Diese erste Zeit war für uns auch gut, um uns an die Gepflogenheiten und das Essen in Togo zu gewöhnen, welches wegen seiner Schärfe eine echte Herausforderung für den europäischen Magen war. Von Lomé aus ging es weiter nach Bagbé, ins „Storkow“ des CVJM Togo zu einem Ausflug in ein Jugendcamp und einem Landwirtschaftsprojekt. Hier trafen wir auch die deutschen Volontäre, die wenige Tage vorher ihr Auslandsjahr beim CVJM Togo begonnen hatten. Gemeinsam mit ihnen kamen wir nach einer abenteuerlichen Fahrt zum Ende der ersten Woche in Sokodé an und wurden auch dort herzlich von
den CVJMern mit einer großen Begrüßungsrunde inklusive Rede des ansässigen Vereinspräsidenten empfangen. Wir hatten uns vorgenommen, bei dieser Reise den Aufbau eines neuen Jugendzentrums in Sokodé zu unterstützen. Dank unserer Sponsoren-Ralley konnten wir notwendiges Kapital für die Arbeiten mitbringen. Mit musikalischer Begleitung fuhren wir in unserem kleinen Bus auf die Baustelle. Dort, wo später das Haus stehen sollte, war bei unserer Ankunft ein Feld. Unsere Aufgabe war es, eine Mauer zur Einfriedung um das Grundstück herum zu bauen, in Togo der erste Schritt, damit die restlichen
Arbeiten und das Baumaterial später geschützt sind. Es war sehr interessant, mit einfachsten, selbst hergestellten Werkzeugen und selbst geformten Steinen eine Mauer und später das Jugendzentrum zu bauen.


Wir haben noch viele weitere Orte besucht, ein Gesundheitszentrum, ein Gefängnis in Sokodé, wo Familien ihre inhaftierten Angehörigen mit Essen versorgen, damit sie nicht hungern müssen. Wir haben bei einem Häuptling gespeist und den dynamischen, jungen CVJM-Ortsverein in Kara besucht. Dort hat mich tief beeindruckt, wie viele junge Menschen mit großer Leidenschaft für den CVJM tätig sind. Viele von ihnen haben selbst noch keine eigene Perspektive für ihr Leben und trotzdem vermitteln sie
ihren Mitmenschen Hoffnung und Perspektive in ihrem Land und ihrer Stadt.


Wir waren an Wasserfällen und im Atlantik baden, haben über das vielfältige und manchmal skurrile Angebot auf den Märkten gestaunt, neugierig vielfältige Getränke und Speisen probiert, nachts in einer Bar in die Sterne geschaut. Es hat uns fasziniert, wie die Menschen ihren Unterhalt mit einfachen Mitteln und Tätigkeiten verdienen. Wir mussten uns an den entspannten Umgang mit Zeit gewöhnen. Manchmal lagen wir nicht nur Stunden, sondern Tage hinter dem Zeitplan.


Am meisten bewegten mich die Begegnungen mit vielen und so verschiedenen Menschen, wie den Bauarbeitern, die sich auf uns und unsere Hilfe freuten. Die Kinder, die uns den ganzen Tag bei der Arbeit zuschauten. Ein junger Bauarbeiter, der wahnsinnig stolz auf sein 25 Jahre altes AC/DC T-Shirt ist. 50 Kinder, die sich als Spielzeug einen alten Motorradreifen mit einem Stöckchen teilten und ihm jauchzend hinterherliefen. Eine alte Frau, die meine Hände in die ihren nahm und sich einfach freute, mich zu
sehen, obwohl wir uns noch nie begegnet sind oder die Menschen in dem Gefängnis, die trotz Überlebenskampf eine tiefsitzende Lebensfreude ausstrahlten.


Diese Reise hat in vielen Punkten mein Denken verändert und mich bereichert. Man kann auch mit wenig materiellem Besitz von einer tiefen Lebensfreude erfüllt sein und Gott dienen. Man muss nicht darauf warten, dass bestimmte Bedingungen erfüllt sind oder dass bestimmte Eigenschaften oder Materialien zur Hand sind. Wir können jetzt und sofort anfangen, anderen Menschen und damit Gott zu dienen.


Ich freue mich schon auf die nächste Reise zu einem unserer Partnervereine.


Sebastian Mix